Delegiertenversammlung der IG Metall Bruchsal Zukunft braucht Menschen - Menschen brauchen Zukunft!

Parlament der Arbeit in Bruchsal befasst sich mit Sozialpolitik, dem Jahresprogramm 2026, inkl. der Tarifrunde und den aktuellen betrieblichen Herausforderungen in der Region

2025-11-27_DV_2

8. Dezember 2025 8. Dezember 2025


Gewerkschaftssekretär Jan Spengler begrüßte die Delegierten zur letzten Delegiertenversammlung des Jahres am 27.11.2025 in der Waldseehalle in Forst ganz herzlich. Matthias Fuchs von der Bezirksleitung konnte als Gast begrüßt werden.

Im Geschäftsbericht von Dirk Becker, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal und dem Bericht von Matthias Fuchs, Leiter des Tarifteams der IG Metall Baden-Württemberg, wurden folgende Kernthemen ausgeführt und anschließend diskutiert:

Zukunft braucht Menschen - Menschen brauchen Zukunft

Dirk berichtete über den aktuellen Stand in den Betrieben im Betreuungsbereich der IG Metall Bruchsal und insbesondere zur geplanten Werksschließung bei NEFF & HSN in Bretten. Hierbei stellte er klar, dass das Werk in Bretten profitabel für den BSH-Konzern produziert. Umso weniger nachvollziehbar ist daher die Absicht des Arbeitgebers, dieses Werk in Gänze schließen zu wollen. "Wir akzeptieren nicht, dass hier eine Werksschließung ausschließlich zu Gunsten der Rendite im BOSCH-Konzern angedacht wird! Das hat weder etwas mit Vernunft, noch mit unternehmerischer Verantwortung zu tun", sagte Becker in seinem Geschäftsbericht. 

Die IG Metall Bruchsal und die Betriebsräte von NEFF & HSN sind fest entschlossen, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Schließungspläne des Arbeitgebers zu stemmen und die handelnden Manager zur Vernunft zu bewegen. Einen ersten Auftakt mit überwältigender Solidarität gab es am 28. Oktober mit über 1.500 Teilnehmern. Weitere Aktionen werden im Dezember und im Januar 2026 folgen, Beteiligung aus anderen Betrieben und der Bevölkerung ist ausdrücklich erwünscht.

Matthias Fuchs, Leiter des Tarifteams der IG Metall Baden-Württemberg, verurteilte das Vorgehen des BSH-Konzerns in Bretten scharf und unterstrich mit weiteren Beispielen, wie das Industrieland Baden-Württemberg aktuell irreparablen Schaden erleidet aufgrund unpassender politischer Rahmenbedingungen, vor allem aber durch unanständiges Manager-Verhalten, das kurzfristige Renditen vor die Existenzen und den Wohlstand von Arbeitnehmern stellt. "Unsere Antwort auf diese Entwicklungen kann nur Zusammenhalt sein und nur wenn wir zusammenstehen können wir sie stoppen!", rief er den Delegierten zu, die prompt reagierten.

Jetzt reicht´s - Arbeitsplatzvernichtung stoppen!

Im Anschluss an die Ausführungen von Dirk und Matthias solidarisierten sich die Delegierten mit den Kolleginnen und Kollegen bei NEFF & HSN und zeigten allen Arbeitsplatz-Vernichtern im Land symbolisch die rote Karte. Mit vielen Aktionen dieser Art werden wir in den nächsten Wochen auch bei Betriebsversammlungen ein klares Signal an die Arbeitgeber senden und die Konzernlenker dazu bringen, in Krisenzeiten Verantwortung für ihre Betriebe in Deutschland und ihre Belegschaften zu übernehmen.

2026: Tarifrunde in der Metall- & Elektroindustrie

Kollege Fuchs zeigte den Delegierten den aktuellen Planungsstand und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zur Tarifrunde 2026.

Die Forderungsdebatte wird ab Mai 2026 stattfinden, der Forderungsbeschluss dann nach den Sommerferien im September. Die Durchsetzungsphase wird mit dem Ende der Friedenspflicht am 31.10.2026 beginnen. 

Die Geschäftsstelle Bruchsal wird die Tarifrunde mit einer tarifpolitischen Qualifizierungsreihe (3 Termine) für Funktionäre und Aktive inhaltlich begleiten. Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.

Sozial ist Muss!

In der Sozialpolitik wurde von der Bundesregierung ein Herbst der Reformen angekündigt. Aus diesem Grund wurden die aktuelle Debatte von Dirk in seinem Bericht aufgegriffen. 

Aus Sicht von Beschäftigten gibt es folgende Ansprüche an unseren Sozialstaat:

  • Eine Rente, die den Lebensstandart im Alter sichert
  • Eine Pflege, die im Bedarfsfall bezahlbar ist 
  • Eine gute Gesundheitsversorgung, die bezahlbar ist und 
  • eine funktionierende Kinderbetreuung, die man sich leisten kann. 

In den derzeitigen Debatte wird von der Politik, von Wirtschaftslobbyisten und von Arbeitgebervertretern gerne behauptet, dass unser Sozialstaat in der heutigen Form nicht mehr finanzierbar wäre und die Kosten explodieren würden. Dies dient dazu, Leistungskürzungen zu Lasten von Arbeitnehmern zu legitimieren.

Dirk führte aus, dass hier nicht die absoluten Zahlen der Ausgaben zu betrachten sind, sondern die Sozialleistungsquote, also das Verhältnis von Sozialleitungen zum Brutto-Inlandsprodukt. Diese hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert und schwankt um die 30%. Deutschland liegt damit im internationalen Vergleich mit anderen Industrienationen im Mittelfeld.

Daher fordern wir als IG Metall:

  • Faire Besteuerung von hohen Einkommen und Vermögen
  • Solidarischer Mix aus Einnahmen und Steuern
  • Keine (weitere) Privatisierung von sozialstaatlichen Leistungen
  • Weitere Reform der Schuldenbremse (auch) zur Investition in soziale Infrastruktur

Unser Sozialstaat ist grundsätzlich finanzierbar und wir können uns einen gut ausgebauten Sozialstaat leisten. Dafür müssen die richtigen Reformen auf den Weg gebracht werden. Das fordern wir als IG Metall und dafür stehen wir als IG Metall.

Alle Positionen, Forderungen und Fakten zum Thema Sozialstaat aus unserer Sicht findet ihr hier.

2026 sind BR-Wahlen - bereits jetzt an Qualifizierung denken

Zum Abschluss des Geschäftsberichts gab Gewerkschaftssekretär Marco Oestringer einen Überblick zum Bildungsangebot für neu gewählte BR-Mitglieder und wies darauf hin, dass die umfassende Grundlagenbildung nach Abschluss der Wahl von großer Bedeutung ist für die Handlungsfähigkeit der neu zusammengesetzten BR-Gremien. 

 


Logo_Menschen brauchen Zukunft